Politik live erleben!
Kaum hatte das Schuljahr begonnen waren die 10. Klassen voll in den Gesetzgebungsprozess involviert. Das Hildesheimer Jugendforum organisierte das Planspiel "Bundestag behind!", bei dem die Schülerinnen und Schüler in die Rolle von Politikern schlüpfen konnten. Verschiedene Themen standen auf der Tagesordnung und wurden intensiv von unseren Abgeordneten diskutiert, wobei die besondere Schwierigkeit darin bestand, aus der vorgegebenen Rolle heraus zu argumentieren. Der Workshop bestand aus drei Teilen, wobei im ersten Schritt klassenintern die Arbeit eines Abgeordneten und die Gesetzgebung wiederholt wurden. Am zweiten Tag besuchten uns die Bundestagsabgeordnete Ute Bertram, MdB von der CDU und zwei ihrer Parteikolleg/innen, die aus ihrem Politikalltag berichteten und die Fragen der Schüler/innen beantworteten. Außerdem gab es thematische Einführungen von Fachleuten in die Themen "Elektromobilität", "öffentliche Sicherheit" und "Führerschein ab 16". Es ging um die Fragen, ob Vermieter den Anbau von Ladestationen genehmigen müssen, ob mehr Kameras an öffentlichen Plätzen aufgehängt werden sollten und ob es eine Fahrerlaubnis ab 16 geben sollte.
Die Abschlussveranstaltung fand am Freitag in einer echten politischen Atmosphäre statt, im Ratssaal des Rathauses. Hier berieten unsere 30 abgeordneten Schülerinnen und Schüler zuerst in Arbeitsgruppen und Fraktionen, also schulintern, und anschließend in der Diskussion mit den anderen Schulen/Fraktionen in Ausschüssen und zwei Gesetzeslesungen über die drei Gesetzentwürfe. Ein besonderes Highlight dabei war sicherlich, dass die Ausschusssitzungen von echten Bundes- und Landespolitikern geleitet wurden. Die Teilnehmenden diskutierten mit einer im Unterricht selten zu sehenden Ernsthaftigkeit und zeigten, dass sie inzwischen tief in die Materie eingedrungen waren.
Dem Gymhim wurde die "Bürgerliche Bewahrungspartei" zugeordnet, eine Mischung aus CDU/CSU und AfD mit stark konservativen bis rechten Zielen. Die Übernahme der Rolle war zu Beginn etwas schwierig, es war jedoch spannend zu sehen, wie die Schülerinnen versuchten, die ihnen zum Teil fremde Argumentation nachzuvollziehen und zu vertreten. Die Fähigkeit des Perspektivwechsels ist nicht nur im Politikunterricht wichtig und man konnte den Schüler/innen bei der Verbesserung dieser Fähigkeit zusehen. Meinungsvielfalt und andere Argumentationsstränge wurden durch die anderen teilnehmenden Schulen gewährleistet, welche überspitzte Versionen von SPD/Linken und Grünen repräsentierten. Allen Teilnehmern schien am Ende klar, dass es kein "richtig" oder "falsch" in vielen politischen Fragen gibt, sondern dass alles von den verschiedenen Positionen, Sichtweisen und Einstellungen abhängt und deshalb Kompromisse erstrebenswert sind.